Berlin Marathon 2024 Martin Schranz

Warum rennt man Marathon?

Ich glaube, dass man einen Marathon nur deshalb rennt, damit man jedem davon erzählen kann – und zwar jedem, den man trifft.“  – Antwort von einem Läufer, dem ich diese Frage auf den letzten Kilometern vor dem Ziel gestellt habe.

Mit dem Laufen habe ich vor ein paar Jahren ohne Plan angefangen. Ich bin einfach losgelaufen nach dem Motto, je schneller, desto besser. Wer Läufer ist, weiß genau, was dann passiert. Sprunggelenk war die erste Baustelle und damit fast 4 Monate außer Gefecht und weitere kleinere Verletzungen folgten.

 

Danach bin ich in den Bergen unterwegs gewesen und hab viel Höhenmeter gemacht. Weil man in den festen Schuhen weniger ein Problem mit dem Sprunggelenkt bekommt, hab ich sogar bei Bergläufen mitgemacht, was gut fürs Grundlagentraining war.

Schlau, wie ich bin, habe ich aber alles ohne Plan gemacht und obwohl ich von Trainingsplänen gelesen hatte, wo man Intervalle und verschiedene Distanzen machen soll oder langsam laufen soll, etc… , wusste ich es selbstverständlich besser und bin halt immer volle Kanne gerannt. Logischerweise bin ich damit nicht weit gekommen aber ich glaube, das sind die Fehler, die jeder am Anfang macht.

Ich bin dann bei einem Halbmarathon mitgelaufen und wundere mich heute noch, wie ich das in 1:48 geschafft habe, ohne dabei draufzugehen. Planloses Training mit allen Fehlern, die man machen kann, indem ich einfach immer nur voll gerannt bin und nach jedem Training 3 Tage lang Muskelkater hatte. Zwar hatte ich einen Trainingsplan heruntergeladen. Aber logischerweise wusste ich es immer noch besser als die Profis, weil ich meinen Körper doch kenne und weiß, dass mehr immer besser ist. Dachte ich zumindest…

Beim Training und den Vorbereitungen für meine Everest Expedition wurde uns vom Veranstalter ein Coach zur Seite gestellt. Von den vielen Teilnehmern waren wir maximal 5 Teilnehmer, die mit dem Coach wirklich arbeiteten und so konnte er gut auf uns eingehen. Wir haben zwar kein Lauftraining gemacht, aber ich lernte viel darüber, wie ein Körper funktioniert und wie man ihn aufbaut.

Als erstes habe ich gelernt, auf Peak Performance hin zu arbeiten. Man rennt nicht das ganze Jahr einfach drauf los und packt einen Marathon, sondern trainiert mit einem genauen Plan darauf hin. Man muss das nicht tun, aber es macht einfach Sinn und viel mehr Spaß.

Und so habe ich nach der Everest Expedition einen Trainingsplan erstellen lassen, der mich in genau 4 Monaten auf einen Marathon vorbereitet hat.

Das Beste daran ist, dass es einfach ist. Man schaut auf den Plan und weiß, was man zu tun hat. Meistens 10k Dauerlauf und dann sind Wochen dabei, wo man Aufbautraining mit Intervallen macht und die langen Dauerläufe, die länger werden, umso näher man am Event dran ist, und so weiter. Es gibt Wochen zur Erholung und am Ende die Taper-Phase, wo man sich für den Wettbewerb erholt. Ein Plan macht alles so einfach weil man nicht mehr überlegen muss, was einem noch fehlt oder Angst haben muss, irgendwas zu wenig trainiert zu haben. Man folgt dem Plan und kommt ans Ziel.

Obwohl ich am Anfang das Gefühl hatte, dass es zu einfach ist und nicht hart genug, habe ich mich einfach drangehalten, drauf vertraut und mich nicht beirren lassen. Ab und zu habe ich die Beine gespürt aber ich war nie komplett kaputt oder tagelang unfähig zu laufen.

Der Trainingsplan hat alles kinderleicht gemacht – auch wenn ich unterwegs war, konnte ich diese Einheiten immer in einem Hotel auf dem Laufband absolvieren. Ich habe keine Einzige Trainingseinheit ausgelassen – lediglich ein paarmal einen Tag nach vorne gezogen oder zurück verschoben.

Konsequent habe ich das Ding durchgezogen und obwohl ich am Anfang das Ziel hatte, unter 4 Stunden zu laufen, habe ich bald gemerkt, dass da mehr geht. Ohne Erfahrung für die ganze Distanz, traute ich mir 3:40 zu – und das machte Spaß.

Der eigentliche Marathon

Ich bin in Berlin angetreten. Es war der Marathon mit den meisten Teilnehmern aller Zeiten – es traten 58.000 Läufer an!  Die Bedingungen waren perfekt – es waren 14 Grad und leichter Wind angekündigt.

Zur Vorbereitung habe ich auch das Carb-loading gemacht, wie es in den Büchern steht und hab mich mit Powergels ausgestattet, die ich zu bestimmten Zeiten im Lauf nehmen würde.  Es geht darum, Elektrolyte aufzuladen, was Isotonisches zwischendurch und vor allem Zucker und Koffein in Form von Gels.  Geplant habe ich alle 8km ein Gel zu nehmen – was schon etwas viel ist und es dauerte dann recht lange, um von so viel Koffein wieder herunterzukommen, aber das gehört zur Lernkurve. Nächstes mal werde ich deutlich weniger mitnehmen.

Das Wichtigste ist allerdings die Stimmung, in der man läuft und dazu muss man nur einige Bilder anschauen. Keine Ahnung warum, aber ich hatte von Anfang bis Ende immer gute Laune und Spaß dabei.

Ich hatte kein angestrengtes oder gar schmerzverzerrtes Gesicht sondern Freude bei dem, was ich mache. Ich hatte von dem Team, mit dem ich gelaufen bin, ein Shirt mit meinem Namen drauf und damit feuerten mich viele Zuseher an, ich holte mir Power-ups von den Kids und motivierte das Publikum, fest zu klatschen.

Ich hatte einfach Spaß dabei. Der Müdigkeit und den aufkommenden Krämpfen ab dem 36. Kilometer gab ich keine Chance und so habe ich immer mit erhobenem Haupt gelacht und mir meine Freude eingeredet.

Ich bin in einer Geschwindigkeit von Anfang bis Ende gelaufen – immer genau um die 12 km/h – also ca. einer 5er Pace. Ich war auf der 2. Hälfte schneller als in der ersten Hälfte und die letzten beiden km waren die schnellsten. Ich bin kein Experte, aber ich würde sagen, dass ich alles richtig gemacht hab.

Rückblickend kann ich sagen, dass das Wichtigste der Spaß an der Sache ist. Wenn man im Kopf negative Gedanken zulässt und anfängt zu jammern, wird es immer schwerer. Die Beine bringen einen schon ins Ziel – behindern kann einen nur der Kopf.

Es ist wie mit allem im Leben: die Einstellung zur Sache bringt einen ans Ziel!  Ich war bis vor 6 Monaten kein Läufer, bin lediglich etwas gelaufen und in den Bergen herumgekrebst aber mit einem klaren Ziel vor Augen und einem Plan habe ich das Ding in 3:33 geschaukelt, was für mich eine sehr gute Zeit ist, ohne mich mit jemandem zu vergleichen.

Ich bin nur für mich – und gegen meinen inneren Schweinehund gelaufen – und den habe ich besiegt!

Es wäre natürlich sehr viel leichter gewesen zu sagen, dass ich zu alt dafür bin und ein Leichtes, mir einzureden, dass das Training zu hart ist. Es war oft so, dass ich dachte, ich kann nicht mehr rennen, weil es heiß war oder weil in den Regen gelaufen bin und wenn ein Bein krampft oder eine Sehne beleidigt war, und so weiter… blablabla… Katzenjammer von Looser-Dämonen die in mir nix zu suchen haben!

Ausreden bringen einen nicht ans Ziel, jammern und aufgeben genau so wenig –  also nehme ich die Beine unter die Arme und renne weiter!

Und da der Marathon erledigt ist und ich auch jedem davon erzählt habe, der mir begegnet ist, kommt halt irgendwie schon die Frage auf… what´s next?

 

 

 

Damit der nächste Marathon in London nicht nur Schmerzen bereitet, sondern auch einen Sinn hat, lauf ich für Charity – also für eine gute Sache.

https://2025tcslondonmarathon.enthuse.com/pf/martin-schranz

 

Für Unterstützung sind die Kids immer dankbar!