Island Peak (6.198m) Expedition im Everest Gebiet

Namasté – das ist die freundliche Begrüßung in Nepal und bedeutet so viel wie „Ich verbeuge mich vor Dir“.

Der Island Peak liegt in Nepal im Sagarmatha Nationalpark im Everest Gebiet. Sagarmatha ist der nepalesische Name für Mount Everest, was so viel wie Himmelskönig bedeutet. Der Nationalpark bildet eine Insel zwischen gigantischen Gletschern, die sich von den Bergen, die ihn umgeben, ins Tal erstrecken.

Der höchste Nationalpark der Welt wird als einer der einfachsten 6.000er Expeditionen in Nepal bezeichnet, wobei das Wort „einfach“ in dieser Höhe und unter den dort herrschenden Umständen sehr irreführend ist und nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf.

Bei der Expedition begleiteten mich mein Bruder und mein Vater, der bis zum Basislager am Trekking teilgenommen hat. Das Trekking ist ein Erlebnis, bei dem jeder, der grundsätzlich fit ist und über mehrere Tage am Stück über viele Stunden auf gebirgigem Gelände gut und sicher gehen kann, mitmachen kann.

Die beste Zeit, um im Himalaya auf Expedition zu gehen, ist entweder von März bis Mai oder von September bis November. Wir haben uns im April auf die Reise gemacht. Nach der Anreise in Kathmandu – einer sehr lauten, hektischen und staubigen Stadt – ging es am nächsten Morgen mit dem Helikopter nach Lukla, dem gefährlichsten Flughafen der Welt.

Es gab zwei Gründe, weshalb ich mich für den Helikopter entschieden habe: Erstens wurden viele Flüge wegen Buschfeuer und schlechter Sicht gestrichen und zweitens hatte ich noch die Bilder vom letzten Besuch in Erinnerung, als ein Flugzeug neben der Landebahn lag, weil es einige Tage zuvor abgestürzt ist.

In Lukla (2.800m) haben wir unser Team getroffen. Te Kumar Rai, unser Bergführer, die drei Supporter, die unser Expeditionsmaterial zum Basislager hinaufgetragen haben und unseren Koch. Den zweiten Bergführer haben wir erst im Dorf vor dem Basislager (Chukhum village auf 4.800m) getroffen. Er war schon mehrfach auf dem Mount Everest, Cho Oyo und bei anderen 8.000er Expeditionen mit dabei und auch ganz oben.

Am ersten Tag ging es durch enge Täler, über Brücken mit tiefen Schluchten und an vielen Dörfern vorbei. Der zweite Tag war bestimmt einer der anstrengendsten Tage, da wir noch nicht akklimatisiert waren und 1.200 Höhenmeter nach Namche Bazar auf 3.400m machten. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es sich kaum vorstellen, wie es ist, wenn die Beine schwer wie Blei werden, am Boden kleben bleiben und man atmet, als würde man einen Marathon laufen und dabei trotzdem kaum vorankommt.

Die berühmten Brücken, die auch in Filmen wie „Everest“ immer gezeigt werden.

Namche Bazar ist ein markantes Dorf, das sich in einen Talkessel einfügt und hauptsächlich aus Lodges und kleinen Geschäften für Touristen besteht. Jeden Freitag gibt es einen großen Markt, für den die Menschen aus den umliegenden Dörfern herbeiströmen.

Namche Bazar auf 3.400m

Weiter ging unsere Reise dann zum Everest View Hotel auf 3.800m. Dort waren wir die einzigen Gäste und wurden bestens verköstigt. Das Essen war aber generell überall sehr gut. Hauptsächlich gab es Reis und Nudeln, aber auch Momo (gefüllte Teigtaschen). Fleisch wird hier nur noch sehr wenig bis gar nicht mehr gegessen, weil es wegen der Höhe und der dünnen Luft schwer essbar und kaum verdaulich ist.

Hat man sich an dem einen Tag noch über die mühsam gemachten Höhenmeter gefreut, so lehrt einen die Landschaft, dass die Berge im Himalaya nur auf Bildern flach sind.

Die folgenden Tage ging es immer hinauf und wieder hinunter und wir wanderten eine Woche lang durch das schier unendliche Khumbutal bis nach Chukhung village, einem kleinen Dorf zwischen den gigantischen Bergen Lhotse, Nuptse, Ama Dablam und zahlreichen weiteren Bergen, auf eine Höhe von 4.730m – das ist immerhin in etwa die gleiche Höhe wie sie der Mont Blanc, einer der höchsten Berge der Alpen, aufweist.

Von hier aus machten wir an einem Tag eine Akklimatisationstour auf den Chukhung Ri (5.540m). Dies stellte eine echte Herausforderung dar, bei der klar wurde, dass die kommenden Tage anstrengend werden würden. Der Aufstieg war in felsigem Gelände und ohne Sicherung. Eigentlich war das Gelände kein Problem – die Schwierigkeit bestand eher in der dünner werdenden Luft, durch die bei kleinster Anstrengung sofort Schwindelzustände auftauchten. Wir blieben oft stehen, hielten uns fest und atmeten, als gäbe es kein Morgen mehr. Damit waren wir so beschäftigt, dass wir gar nicht mehr dazu kamen, uns umzuschauen und zu bemerken, wie exponiert die Lage und wie tief der Abgrund hinter und neben uns war.

Te Kumar Rai – unser Bergführer auf dem Chukhung Ri (5.540m) – Im Hintergrund der Ama Dablam – das Matterhorn des Himalaya, 6.812m

Das Höhenbergsteigen ist etwas sehr Spezielles und die Anstrengungen dabei sind nur vorstellbar, wenn man es einmal selbst erlebt hat. Sauerstoffmangel in etwa ist eine sehr akute Angelegenheit, bei der jede Zelle im Körper reagiert und einen zum Umdrehen zwingen möchte. Es ist, als könnte man beim Joggen nur noch durch zwei Strohalme atmen und es fühlt sich an, als würde beim Atmen keine Luft in die Lungen hineinkommen. Die Lungen brennen und jede noch so kleine Positionsänderung ist eine echte Herausforderung.

Natürlich hat uns zusätzlich auch noch die Höhenkrankheit erwischt.

Wenn man mich fragen würde, wie sich die Höhenkrankheit anfühlt, würde ich sie so beschreiben: als wenn man morgens um acht richtig arg verkatert auf einem Musikfestival im Zelt aufwacht, auf das die Sonne herunterbrennt und es außerdem nichts mehr zu trinken gibt. Darüber hinaus kann man nichts mehr essen, jegliche Bewegung fällt sehr schwer und wenn man sich einfach nur zum Sterben hinlegen könnte, wäre es in dem Moment auch ganz ok.

Eine einfache Aufgabe, wie die schweren Schuhe anzuziehen, ist eine Tortur, die man sich kaum vorstellen kann. Man muss, im engen Zelt sitzend, kurz die Luft anhalten, um in die Schuhe reinschlüpfen bzw. sie sich hochziehen zu können. Dabei wird einem sofort schwindelig und man atmet – immer noch sitzend – wie nach einem 500m Sprint. Überdies wird einem sofort schlecht und der Kopf scheint zu explodieren. Was dabei hilft ist, viel Tee zu trinken, etwas zu essen und sich nicht unnötig anzustrengen. Aber letztlich ist das einzige, das wirklich hilft, wieder Höhe abzubauen; beispielsweise 1000 Höhenmeter, also zwei Tagesreisen, zurückzugehen und dem Körper dadurch Zeit zu

geben, sich an die Höhe zu gewöhnen, um anschließend wieder besser akklimatisiert aufsteigen, und die nächsten Höhenmeter in Angriff nehmen zu können.

Unser Chef bei der Arbeit – man würde nicht glauben, was für gutes Essen und sogar Kuchen mit Schokoladesauce man in dieser einfachen Küche zubereiten kann!

Am Gipfeltag starteten wir um Mitternacht. An Schlaf davor war nicht zu denken. Wären wir nicht um die halbe Welt gereist und hätten nicht bereits 10 Tage lang gekämpft, um überhaupt hier her zu kommen, hätten wir spätestens jetzt umgedreht, zweifellos. In dieser Nacht ging es uns beiden nicht gut. Obwohl es bitterkalt war und die Luft frisch, war uns einfach nur schlecht. Während sich Frieren und Schwitzen im Minutentakt abwechselten, musste der bei jeder Bewegung vorhandene Brechreiz unterdrückt werden.

Mein Bruder und ich haben uns im Zelt angeschaut und kein Wort gesagt – nur mit dem Kopf geschüttelt und vermutlich dasselbe gedacht: „Warum machen wir das… – und das auch noch freiwillig?“

Der Versuch, etwas zu essen, scheiterte. Mehr als etwas Kaffee und stark gezuckerten Tee brachten wir nicht herunter. Weil es gar nicht anders ging, gab es noch eine Tablette gegen die Kopfschmerzen, was aber eigentlich nicht empfehlenswert ist, wenn man den Gipfel stürmen möchte. Dennoch ging ich einfach „All-In“ – in der Hoffnung, dass es schon funktionieren würde.

Während wir die Tage davor immer bei Tageslicht unterwegs waren, fanden wir uns jetzt plötzlich in einer ganz neuen Situation wieder. Wir waren in den schweren Schuhen, in dicker Jacke und mit noch schwererem Rucksack in der finsteren Nacht bei eiserner Kälte mit nur noch dem Lichtkegel der Stirnlampe vor uns unterwegs.

Vor dem Start gab es noch eine kleine Zeremonie mit einem Feuer und ein paar Gebeten des Kochs. Die Zeremonie endete mit dem in die Luft Werfen von Reis. Danach hatten wir den Segen der Geister und gingen los.

Erst ging es noch flach durch das Tal an dem Gletschersee vorbei, aber schon bald ging es nur noch aufwärts; die ersten drei Stunden noch auf einer Schotterhalde. Erschwerend kam dazu, dass es die Stunden davor ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben hat und damit jeder Tritt noch beschwerlicher war als sonst. Die Luft wurde alle paar Höhenmeter dünner und bald stiegen wir auf felsigem Gelände weiter. Ein Blick auf die Uhr – es war nicht mal vier Uhr – und es war klar, dass diese Plagerei jetzt noch einige Stunden weiter gehen würde. Ich wollte noch die GoPro für ein paar Bilder einschalten, aber die Handschuhe wieder auszuziehen, die Kamera einzuschalten und mich auf ein paar Bilder zu konzentrieren war nicht mehr drin. Es war einfach zu kalt und ich war zu sehr damit beschäftigt, zu atmen und das Gleichgewicht zu halten.

Wir kletterten über die Felsen hinauf, Stunde für Stunde, bis dann der Tag anbrach und wir plötzlich sehen konnten, wo wir waren. Während des Aufsteigens war keine Zeit, das Gelände zu betrachten – auch nicht, als es schon hell war. Die Konzentration lag auf jedem Schritt und jedem Handgriff. Als wir aber dann eine Pause machten sah ich, auf welchem Gelände wir uns befanden und dachte mir sofort: „Zum Glück hab‘ ich nicht gesehen, wo wir hin klettern – wenn ich das vorher gesehen hätte, wäre ich da nicht ohne Sicherung am Seil hinauf gegangen.“

Rechts, links und hinten ging es fast senkrecht hinunter. Egal, wohin ich gespuckt hätte – die Spucke wäre in jeder Richtung einige hundert Meter weit hinuntergeflogen. Da habe ich auch verstanden, warum die Videos im Internet diese Passagen nicht zeigen – es ist einfach unmöglich, hier zu filmen und gleichzeitig aufzusteigen.

Auch nach oben hin war das Gelände nicht einzusehen. Lediglich ein Felsen nach dem anderen war sichtbar. Mitten im Gelände stoppte der Bergführer und packte das Seil aus. Mein Gedanke: „Was jetzt – wird es noch anspruchsvoller, bevor wir ans Eis gehen?“

Jeder Tritt war schon so anstrengend, dass wir nach jedem großen Schritt vier bis fünfmal tief durchatmen mussten, bevor wir weiter gehen konnten. Dann noch der Schwindel und die Übelkeit – ich konnte nur hoffen, dass die kommenden Passagen nicht zu viel für mich sein würden.

Während wir uns weiter hinaufarbeiteten, kam mir das erste Mal so richtig der Gedanke, dass wir ja dann auch wieder hinunter gehen müssen – und dass dies wohl ein langer Tag werden würde.

Die nächste Schwierigkeit bestand darin, die Steigeisen anzulegen und uns für die Überquerung vom Gletscher anzuseilen. Ich muss gestehen, dass ich mich wie ein Tourist verhalten habe, die von Profis wie Reinhold Messner nur mit Kopfschütteln betrachtet werden.

Ich konnte mich schlichtweg nicht mehr so lange bücken und die Luft anhalten, um die Steigeisen anzuziehen, ohne dabei fast das Bewusstsein zu verlieren oder mich zu übergeben. Unser Bergführer musste mir dabei helfen, was mir sehr deutlich gemacht hat, dass die Situation hier oben ernst ist. Wer Spaß sucht, sollte den ganz wo anders suchen!

Ab jetzt bewegten wir uns nur noch sehr langsam voran. Die Wahrnehmung veränderte sich und Entfernungen konnten nicht mehr so gut abgeschätzt werden. Wir sind über Gletscherspalten gestiegen deren Boden nicht mehr zu sehen war und dauernd hörte ich das Knacken des Gletschers unter mir. Einige Seile waren noch von anderen Expeditionen fix installiert, was an vielen Bergen in Nepal der Fall ist, die häufig begangen werden.

Dann sah ich eine große Wand vor mir. Mein erster Gedanke war, dass es sich wohl um Lhotse (8.000er) handeln muss – beim zweiten Blick war klar, dass das nicht sein kann und wohl irgendwas nicht stimmt.

Es war bereits acht Uhr und ich wusste, dass jetzt bald eine Eiswand kommen müsste, die wir besteigen sollten, hier hingegen war der blanke Fels. Die Bergführer waren genauso überrascht und es war ihnen sichtlich unangenehm, dass sie sich gerade selbst nicht auskannten, denn jetzt war klar, dass wir nur wenige Meter vor dem Gipfel nicht weiterkommen würden. Wir waren auf eine Eiswand vorbereitet, nicht aber auf blanken Felsen.

Vor Corona sind hier bis zu 60 Bergsteiger pro Tag hinaufgestiegen. An jenem Tag hingegen waren wir die einzige Expedition und von dem Veranstalter sowieso die erste Expedition seit einem Jahr. Niemand wusste, dass die Eiswand in nur wenigen Monaten komplett verschwunden war und damit die letzten Meter zum Gipfel ohne notwendige Vorbereitung unüberwindbar geworden sind.

Mir wollte das immer noch nicht in den Kopf gehen und so schaute ich ganz naiv nach Alternativen. Wer mich kennt weiß, dass Aufgeben für mich keine Option ist.

Die Bergführer aber kannten das Gelände.

Vorsichtig versuchten sie uns zum Aufgeben zu überreden. Sie sind viel zu nett und freundlich, um direkt zu sagen, dass hier Schluss ist. So machten sie das auf ihre Art, was aber etwas dauerte, bis es auch bei mir ankam.

Dann sagte mein Bruder: „Da sind keine sicheren Seile drin und irgendwer muss unsere Seile da rein hängen … das ist lebensgefährlich!“

Früher war an der Stelle eine circa 100m hohe, fast senkrecht emporgehende Eiswand mit Fixseilen, an denen man sich hinaufziehen konnte. Jetzt war hier nur noch ein Felsen. Jetzt war klar – unser Gipfel ist dieses Mal weiter unten.

Als mir vor dieser Erfahrung Bergsteiger erzählten, wie sie nur 100m vor dem Ziel umdrehen mussten, konnte ich das nicht verstehen. Wie kann man nur so weit reisen und dann so kurz davor aufgeben? Aber … manchmal gewinnt man und manchmal lernt man. Dieses Mal durfte ich eine Lektion lernen.

Dass Menschen, die nur einmal in ihrem Leben zu dem Berg ihrer Träume kommen, in dem Moment ihr Leben riskieren und weiter gehen, kann ich sogar irgendwie verstehen. Für eine große Expedition beginnt man Jahre vorher mit dem Training, ist über Monate am Berg, investiert Unsummen an Geld und wird dann die Gelegenheit

nie wieder bekommen. Deshalb gehen viele Bergsteiger weiter und nehmen Risiken in Kauf – was, während wir in Nepal waren, mehrere Bergsteiger nur wenige Kilometer weiter mit ihrem Leben bezahlen mussten.

In dem Moment habe ich kurz Zwischenbilanz darüber gezogen, was wir da gerade taten und dabei es gab nur einen einzigen Gedanken: „So was machst Du nie wieder im Leben!“ Es war so, wie wenn man von der Brücke ins Wasser hüpft, auf dem Bauch aufschlägt und sich sagt: „Das war ein Fehler – so etwas mache ich nie wieder!“

Es ging mir so schlecht und dann kam erst noch der Abstieg – die ersehnte Schlafgelegenheit war noch gut sieben Stunden und circa 12km und 1300 Höhenmeter weit entfernt…

Auch den Abstieg hatte ich mir einfacher vorgestellt. Abgesehen davon, dass uns nach wie vor schlecht war, wir zunehmend schwächer wurden und immer noch auf jeden Schritt achten mussten, kam uns in den Sinn, wie viele Tagesreisen entfernt der letzte Handyempfang liegt. Würfe man sich hier das Bein brechen, würde es einige Zeit dauern, bis man mit Hilfe rechnen kann; eine Rettung mit Helikopter ist auf der Höhe jedenfalls ausgeschlossen.

Erst beim Abstieg ist ersichtlich, wie weit man tatsächlich aufgestiegen ist und was man noch vor sich hat. Weitere Stunden der Plagerei standen noch bevor. Auch wenn langsam wieder Luft zum Atmen vorhanden war – was beim Abstieg sehr schnell spürbar ist – musste trotzdem auf jeden Schritt geachtet werden.

Nach einigen Stunden sahen wir auf einmal, wie uns von ganz weit unten der Koch entgegeneilte. Er lief so schnell er konnte, um uns in einer großen Kanne frischen Tee entgegenzubringen. Eine Geste, die in dem Moment unermessliche Freude bereitet hat und die ich sehr zu schätzen wusste. Er ist uns fast eineinhalb Stunden lang entgegengelaufen, damit wir etwas zu trinken bekommen konnten.

Zurück im Basislager war ich so fertig, dass ich kaum mehr meine Schuhe ausziehen konnte. Allerdings konnte ich mich noch in die Sonne legen und darüber nachdenken, was wir gerade erlebt hatten.

Mit dem Gedanken: „Wir sind wieder sicher und gesund zurück im Basislager…“ hatte ich dann doch noch eine Freudenträne in den Augen.

Höhenbergsteiger sagen durchwegs, dass es kein Gipfelglück gäbe – lediglich das gute Gefühl wieder gesund und lebendig im Lager angekommen zu sein… ein klein wenig konnte ich das in dem Moment verstehen. Auch wenn wir nicht in Lebensgefahr waren, hat es sich doch ein wenig so angefühlt.

Ein paar Stunden weiter unten in Chukhung wartete dann ein gutes Essen und ein Bett auf uns und trotz der Höhe habe ich geschlafen wie ein Baby.

Am Tag der Abreise sollte uns der Helikopter direkt von Chukhung abholen, da ich schlichtweg keine Lust mehr hatte, das ganze Khumbu Tal hinauszulaufen, was nochmals vier Tage gedauert hätte.

Etwa eine halbe Stunde vor dem Abflug kamen wir mit einem jungen Paar aus Brasilien ins Gespräch. Ganz begeistert berichteten sie uns von ihrer Trekking Tour und ihrem

Erfolgserlebnis auf dem Mera Peak (6476m). Sie berichteten, dass es technisch einfacher war, weil die einzelnen Etappen am Gipfel kürzer seien und alles sehr sicher gemacht worden sei etc… Mein Bruder und ich haben uns kurz angeschaut, gegrinst und gefragt: „Wie heißt der Berg noch mal…?“

Der Mera Peak wird als das höchste Trekking-Angebot der Welt angepriesen. Obwohl das Wort „Trekking“ nicht über die Schwierigkeiten und Gefahren hinwegtäuschen sollte, waren meine Gedanken von wegen: „So was machst Du nie wieder“ schnell vergessen.

Mit dem Helikopter ging es dann durch das Khumbu Tal hinaus, vorbei an den Pfaden, die wir vorher hineingelaufen sind, über die Klöster, die Dörfer und die Lodges, in denen wir übernachtet hatten. Dabei war ich fest davon überzeugt, dass ich hier nicht das letzte Mal gewesen bin.

Eine besondere Begegnung gab es auch mit Mr. Sobit Gauchan. Wir haben uns mit ihm in Chukhung unterhalten. Er hatte das Ziel, der erste nepalesische Helikopterpilot zu werden, der den Mount Everest besteigt. Er erreichte dieses Ziel fünf Wochen später im Mai 2021, was nach meinen bescheidenen Erfahrungen am Island Peak eine unglaubliche Leistung ist und höchsten Respekt verdient.

Es gäbe so viel über Nepal und die Menschen zu sagen; aber ich möchte hier nur kurz hervorheben, was für freundliche, zuvorkommende und nette Menschen die Nepalesen sind. Selbst in der Hektik der Stadt sieht man nirgendwo Aggression oder böse Gesichter. Beeindruckt haben mich die Träger, welche alles, was in dem Tal benötigt wird, hinauftragen.

Von Lebensmitteln über Baumaterial wie Stahlträger und Zement bis hin zu Betten und Wasserrohren für die Lodges – alles wird getragen. Wo wir mit unserem 5kg Rucksack mühsam hinauf gingen, sahen wir Träger, die bis zu 90kg auf dem Rücken hatten und damit bis zu 10 Tage lang wanderten. Nicht nur für die Expeditionen, sondern auch für die Versorgung der abgelegenen Dörfer.

Empfehlen kann ich so eine Reise jedem, der grundsätzlich fit ist und etwas erleben möchte. Man kann das Trekking auch ohne Besteigen von vereisten Bergen machen, was jeder mit einer guten Grundfitness machen kann. Wer weiter rauf möchte, sollte vorher gut trainieren und sich angemessen vorbereiten, aber es ist jede Anstrengung wert!

Unser Reisebüro war: www.aktivferien.com. Von der Reiseplanung bis zur Rückkehr wurden wir hier bestens betreut und versorgt und möchten uns dafür auch ganz herzlich bedanken!

 

Unser ganzes Team, bei dem wir uns ganz herzlich bedanken und uns schon aufs nächste Abenteuer freuen!