BMW GT4 – 480 Pferdchen auf Steroiden
Der BMW GT4 ist eine Rennmaschine basierend auf dem M4 die nur in limitierter Stückzahl hergestellt wurde. Da ich selber keine Rennen fahre und kein Mechaniker bin, kommt für mich der Besitz von so einem Fahrzeug nicht in Frage.
Zum Glück gibt es bei BMW die Driving Experience, wo man in verschiedenen Level dieses, und viele andere Fahrzeuge kennen lernen und ausfahren darf.
Ich durfte das Auto schon auf mehreren Rennstrecken fahren. Im Level 1 und Level 2 lernt man die Rennstrecke mit einem M4 kennen, was sehr entscheidend ist denn mit so viel Kraft kommt auch viel Verantwortung. Der Instruktor zeigt einem die Strecke und mal lernt die Bremspunkte kennen. Anschließend fährt man in mehreren Serien 30 Runden.
Während man im normalen M4 in einer vertrauten BMW Umgebung mit normaler Geräuschkulisse sitzt wo man sich auch recht schnell traut, ordentlich Gas zu geben, befindet man sich im GT4 in einer ganz anderen Umgebung.
Das Auto ist ausgehöhlt und alles aus Karbon gebaut, was möglich ist. Der Sitz sitzt wie angegossen und der Gurt wird mit folgenden Worten angespannt: „Kannst Du noch gut atmen? – Ja? Ok, dann lass mich noch mal fester spannen…“ Mit dem Helm auf dem Kopf, dem kleinen Lenkrad und dem Lärm rundherum bekommt man schnell Respekt.
Es geht mit dem Pace Car raus auf die Strecke und schon auf der ersten Geraden werden die Augen groß und das Lachen geht bis hinter die Ohren. Die Erste Runde geht´s noch relativ langsam dahin denn was dem Auto noch fehlt, ist der Bremskraftverstärker. Tritt man wie gewohnt auf die Bremse, passiert erst einmal rein gar nichts.
Zwischen 60kg und 100kg muss man an jeder Kurve auf die Bremse drücken, damit man die gewünschte Wirkung erzielt. Ob man das wie ein Profi mit links macht oder mit dem rechten Bein ist erst einmal nicht so wichtig – wichtig ist, dass man den Druck aufbaut, weil das Kurvenende gnadenlos schnell daherkommt.
Das Beste Training hatte ich in Spielberg auf dem Red Bull Ring erlebt. Zuvor war ich hier und hatte immer das Pech, dass es geregnet hat. Man kann bei Regen nicht mit Slicks fahren und ich bin kein Freund der nassen Fahrbahn.
Dieses mal hatte ich Glück. Training im Level 1 an einem Tag und nach einem Tag Pause ein Training im Level 3 und keine Wolke am Himmel.
Beim Level 3 geht es schon darum, Fahrer auf echte Rennen vorzubereiten und bei den Trainings sind immer wieder Rennfahrer dabei, die in diversen Serien mitfahren.
Man bekommt sein eigenes Auto für den Tag und entscheidet selber, wie hart man trainiert und wie weit man gehen möchte.
Das Beste ist allerdings, dass man bei jeder Pause die Daten auslesen lassen und analysieren lassen kann. Die sogenannte Telemetrie erfasst alles, was der Fahrer macht. Vom Gaspedal zur Bremse, Bremsdruck, Fliehkräfte, Gänge und man kann keinen einzigen Fehler raus schummeln – die Daten sind gnadenlos. Als Referenz wird eine Runde von einem Rennfahrer genommen, der im Profisport fährt. Anhand dessen Telemetrie Daten kann man vergleichen, wo man zu früh oder zu weich bremst, zu wenig oder zu zögerlich Gas gibt oder zu früh hoch schaltet oder zu viel oder unruhig lenkt.
Mit jedem mal, wo man raus geht um diese Daten zu analysieren, merkt man seine persönliche Steigerung und dass es sich gut anfühlt, was man tut. Man merkt auch jeden Fehler sofort, kann ihn anschließend analysieren und bei der nächsten Serie wieder verbessern. Man hat an so einem Tag in Level 3 mehr als genug Zeit um ganz locker an seine persönlichen Grenzen zu kommen – zumal es sehr anstrengend ist und man nach einigen Stunden ordentlich müde wird.
Das Team von BMW ist sehr engagiert und geduldig mit den Fahrern. Sie sind sehr hilfsbereit, haben immer gute Tipps zur Hand und man merkt, dass sie mit Leidenschaft an der Sache sind.
Was einem aber niemand sagt, wenn man das erste mal ohne so einen Bremskraftverstärker 10x pro Runde einen Nachmittag lang in jeder Kurve mit bis zu 100kg auf die Bremse drückt ist der unglaubliche Muskelkater 2 Tage danach. Ich trainiere ab und zu hart und weiß, was ein ordentlicher Muskelkater ist – nur das hier ist sonst was. Für 3 Tage ist jede Bewegung eine Qual – aus dem Bett steigen eine Tortur und es hört gar nicht auf. Es war mit Abstand das heftigste, was ich mir unter einem Muskelkater vorstellen konnte…
Es ist aber wie sonst im Leben auch so oft… für so einen Kick nimmt man den Kater halt in Kauf. Obwohl ich jedes Mal genau weiß, dass es wieder tagelang weh tun wird, werde ich mich wohl in Zukunft wieder hinters Steuer setzen und den Pferdchen Sporen geben …