martin-schranz-MiG-29-bild

Mein Flug in die Stratosphäre – ein einzigartiges Erlebnis

Wer mich kennt, weiß, dass mir kein Abenteuer zu groß ist und dass ich es liebe, mich mit den Naturgewalten zu messen. Egal, ob es darum geht, bei einem Bungeesprung im freien Fall dem Boden entgegenzurasen oder mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen – ich bin für jede Art von Nervenkitzel zu haben. Umso neugieriger war ich daher, als ich von der Möglichkeit hörte, in Russland mit einer MiG-29 mitzufliegen und dabei die Schallmauer zu durchbrechen.

Was ist überhaupt eine MiG-29?

Bevor ich das Abenteuer MiG-29 in Angriff nahm und mich an die Reiseplanung machte, wollte ich natürlich wissen, was mich in Russland erwarten würde. Daher startete ich meine Recherche zu dem berühmten Modell MiG-29. Die Abkürzung steht für Mikojan-Gurewitsch, einem bekannten russischen Flugzeughersteller. Die Firma entstand in den 1930er Jahren und ist nach den ursprünglichen Leitern Artjom Mikojan und Michail Gurewitsch benannt. Die erste MiG ging im Jahr 1941 in Serienproduktion. Der Flugzeugtyp wurde ständig weiterentwickelt, bis 1977 die erste MiG-29 ihren Jungfernflug startete. Bei der MiG-29 handelt es sich um einen zweistrahligen Kampfjet mit den folgenden technischen Daten:

• Länge: 17,32 Meter
• Spannweite: 11,36 – 1,99 Meter (je nach Type) • Flügelfläche zwischen 38 und 42 Quadratmeter • Leermasse: rund 11.000 Kilogramm
• Höchstgeschwindigkeit: 2390 km/h

Am meisten beeindruckte mich die enorme Geschwindigkeit, auf die es MiG-29 Kampfjets bringen können. Meine Recherche machte mich noch neugieriger, daher stand für mich fest, dieses Abenteuer unbedingt in Angriff nehmen zu wollen.

Was muss man über den Flug im Vorfeld wissen?

Es ist leider nicht möglich, einfach eine Reise nach Russland zu buchen und dann im Luftwaffenstützpunkt Sokoi in Nischni Nowgorod in die MiG-29 einzusteigen, um eine Runde zu drehen. Ausländische Abenteurer müssen sich nach der Buchung gute 30 Tage gedulden, bis von der Behörde eine offizielle Genehmigung erteilt wird. Die Flüge werden zwar das ganze Jahr über angeboten, allerdings ist es im Winter dank der kalten Luft möglich, noch höher zu fliegen. Zur Auswahl stehen verschiedene Programme, wie zum Beispiel:

• Kunstflug und Manöver in der MiG-29 • Flug in die Stratosphäre

• eine Kombination aus beiden
Ich dachte mir, wenn ich schon die weite Reise nach Russland in Kauf nehme, sollte es auch gleich das volle Programm sein.

Mein Erlebnis am Flugtag

Von meiner Ankunft in Nischni Nowogorod bis zur Weiterreise nach dem spektakulären Flug fühlte ich mich vom Veranstalter rundum gut betreut. Am Flugtag wurde ich morgens von meinem Hotel abgeholt, dann stand erst einmal eine umfangreiche Durchgangskontrolle am Luftwaffenstützpunktmit Passkontrolle an. Ich wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass Fotografieren und Filmen ausnahmslos verboten ist. Allerdings musste ich nicht ohne bleibende Erinnerung nach Hause reisen, ich buchte nämlich das Video- und Fotopaket gleich mit.

Bevor es aber endlich losging, musste ich mich noch einem kurzen medizinischen Check unterziehen, außerdem gab es eine Einweisung in die Sicherheitsmaßnahmen. Kurz nach Mittag war es dann soweit, ich durfte endlich auf die Startbahn und zu „meiner“ MiG-29. Mein Pilot wies mich in die wichtigen Anzeigen im Cockpit ein und besprach mit mir die Flugmanöver.

Unvergesslicher Flug in rasanter Geschwindigkeit

Schon der Start zauberte ein Grinsen bis hinter beide Ohren ins Gesicht. Wir hoben schnell ab und flogen eine lange Kurve über die Stadt und gewannen schnell an Höhe. Der Pilot fragte mich ca. jede Minute einmal, ob alles ok ist, was ich bestätigen musste, indem ich einen Knopf drückte und „Ok“ sagen musste.  Da er mich nicht sehen kann, ist das der einzige Weg sicher zu stellen, dass bei mir alles in Ordnung ist.

Auf einer Höhe von ca. 12km (36.000ft) bei einer Geschwindigkeit von ca. 900km/h kündigte der Pilot an, dass er jetzt gleich die Nachbrenner anwerfen und wir sehr schnell und stark auf eine Höhe von fast 60.000ft (20km) steigen werden. Er machte einen Count Down – 3 – 2 – 1 … dann gab es noch einmal einen Schub wogegen eine die Beschleunigung von mit einem Supersportauto langweilig erscheint.

An den Anzeigen, die für eine Sekunde verrückt spielen, kann man sehen, wann man die Schallmauer durchbrochen hat. Spüren oder hören kann man das im Flugzeug nicht. Der ganze Beschleunigungsvorgang dauert nicht sehr lange – man erreicht die 2.000km/h recht schnell.  Das Flugzeug könnte noch schneller fliegen – dies wird aber nur im Winter bei sehr kalten Temperaturen gemacht, was mit den beiden gewaltigen Triebwerken und der Betriebstemperatur zu tun hat.

Mit der Geschwindigkeit einer Gewehrkugel schießt man in den immer dunkler werdenden Himmel hinauf. Der Pilot fragte auf einmal: „Are you ready?“  Ich war irritiert – ich war ok aber wozu soll ich „ready“ sein – wozu kann man hier üben überhaupt „ready“ sein? Es blieb mir aber nichts anderes, als zu bestätigen – der Puls geht in dem Moment hoch. Was kommt jetzt?

Auf einer Höhe von 20.000m drehte er das Flugzeug auf den Kopf und wir stürzten Kopfüber 10km weit der Erde entgegen. Nahtlos ging der Pilot in die ersten Manöver über. Um herauszufinden, ob ich noch fit bin – was bei den enormen G-Belastungen wirklich nicht mehr selbstverständlich ist, fragte er in einer Kurve bei einer 5-G Belastung, ob ich ok wäre.

Ich musste also die Hand heben, den Knopf finden und bestätigen.  Der Druckanzug stand unter vollem Druck und meine Hand wog 5x soviel – die Feinmotorik funktioniert nicht mehr so gut und man darf den Kopf nicht bewegen, weil einem dabei sofort extrem übel würde und man sich sofort übergeben müsste – das liegt am Gleichgewichtsinn im Ohr, der mit G-Belastungen und Bewegungen nicht zurechtkommt.  Ich habe es geschafft – also legte er richtig los.

Looping mit einer G-Belastung von bis zu 7,8g. Ohne den Druckanzug würde ich das nicht überstehen. Man merkt, dass man an seine Grenzen kommt, wenn man keine Farben mehr sehen kann und man einen Tunnelblick bekommt. Loopings mit dem Flugzeug sind extrem groß und dauern sehr lange – die Belastung ist enorm und die Maske im Gesicht drückt so fest auf die Nase, dass ich dachte, sie würde brechen.

Ich durfte dann auch das Steuer übernehmen und einfache Manöver selbst fliegen. Es gab Einfache Anweisungen dazu. 6 Grad aufwärts fliegen, um eine Fassrolle durchzuführen oder einen Bogen, um die Schwerelosigkeit zu spüren. Die Steuerung ist sehr präzise und man steuert das Flugzeug im Prinzip mit 2 Fingern.

Am Ende sind wir noch über den Flughafen geflogen und ganz dicht über dem Boden noch einmal durchgestartet, um ein letztes mal die gewaltigen Kräfte dieser Maschine zu spüren.

Nach dem Flug wurde ich noch durch ein Museum geführt, und durfte sehr viel über die Geschichte der MiG´s erfahren, womit das Erlebnis perfekt abgerundet wurde.

Fazit

Der Flug mit der MiG-29 ist bestimmt eines der ganz großen Abenteuer auf meiner Liste. Nirgendwo kann man so viel Kraft, Beschleunigung und G-Kräfte spüren, wie auf diesem Flug.

 

Wichtige Tipps

Bevor Du auf einen Flug mit der MiG-29 gehst, empfehle ich Dir zumindest einmal auf einer L-39 oder einem anderen, kleineren Flugzeug mitzufliegen, um ein Gefühl zu bekommen. Wenn Du die G-Kräfte oder die Bewegungen nicht verträgst und Dich dann übergeben musst, ist der Flug kein Spaß!

Ganz wichtig ist auch – gerade, weil man nach Russland kommt und vielleicht die Tage davor verleitet wird, Wodka zu trinken: 2 Tage davor keinen Alkohol trinken! Alkohol schwächt den Körper so sehr, dass man die G-Kräfte nicht aushält und sehr viel schneller bewusstlos wird.

Russischer Humor

Bei der Sicherheitseinweisung vor dem Flug lernt man unter anderem auch, wie man den Schleudersitz betätigen muss. Da das Flugzeug genauso alt war wie ich, innen noch älter ausgesehen hat, als es war und nie abgestürzt ist, fühlte ich mich recht sicher.

Trotzdem: Würde man ihn benutzen und irgendwo weit, weit draußen in den unendlichen Wäldern landen, sollte man beim Sitz bleiben und warten. Falls man dann irgendwann kalte Lippen spüren, die einem am Ohr knabbern, wäre das entweder eine russische Jungfrau oder ein Bär….  ziemlich sicher ein Bär 🙂

1 Kommentar

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] zu fliegen, wie beispielsweise bei seinem Abenteuer in Nischni Nowgorod in Russland. Dort stieg er mit einem Kampfjet MiG-29 bis in die Stratosphäre auf und hatte von dort einen atemberaubenden Blick auf die Erde. Dieser Ausblick ist sonst nur […]

Kommentare sind deaktiviert.