Klettern am Felsen und in der Halle
Wenn man, so wie ich, immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung ist, hat man möglicherweise auch schon über die ein oder andere Extremsportart versucht, diesen zu bekommen. Viele Jahre suchte ich beim Paragleiten und beim Klettern nach der ganz besonderen Herausforderung. Doch, wie viele andere Sportler, musste auch ich am eigenen Leib erfahren, dass Mut nicht immer belohnt wird – ganz im Gegenteil. Bei mir kam es zu schwerwiegenden Verletzungen. Ich möchte die Zeit nicht missen, in der Extremsport ein so wichtiger Bestandteil meines Lebens war. Nach meinen beiden schweren Unfällen konnte ich mich aber nicht mehr dazu überwinden, an mein Limit zu gehen.
Was macht die Faszination von Extremsport aus?
Was macht die Faszination von Extremsport aus? Diese Frage bringt mich dazu, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Warum streben einige Menschen danach, immer noch schneller, noch höher und noch weiterzukommen, während andere wiederum ganz zufrieden im Status quo bleiben und sich lieber keinem Risiko aussetzen?
Ich persönlich assoziiere Extremsport jedenfalls mit Eigenschaften wie Mut, Neugierde und Abenteuerlust. Schon als Kind galt ich als Abenteurer. Nie konnte ich stillsitzen und als ich gerade 16 Jahre alt wurde, war mein erstes ernsthaftes Hobby das Paragleiten. Zu dieser Zeit war ich der jüngste Pilot Österreichs und hatte einen Sonderpilotenschein. Es kam oft vor, dass ich in der Mittagspause, während meine Kollegen ein Nickerchen machten, mit der Seilbahn auf den Berg fuhr, um einen Flug zu absolvieren.
Was man anfangs oft aber nicht so einsehen will ist die Gefahr, die mit dem Paragleiten einhergeht. Wenn mir beispielsweise jemand sagte, dass dies oder jenes nicht möglich wäre, dann musste ich mich erst selbst davon überzeugen. Tatsächlich hatte ich immer Glück und es ist erstmal nie etwas passiert. Wenn ich zurück denke was ich alles probiert habe, dann bekomme ich heute noch Herzklopfen.
Meinen schweren Unfall hatte ich dann nach etwa 200 Flügen. Dabei stürzte ich, zunächst recht unspektakulär, beim Start, und kollidierte dann mit einem Stein, wobei ich mir unter anderem eines meiner Schlüsselbeine brach. Die Verletzung wurde mit 6 Schrauben und einer Titanplatte fixiert, die mich dann ein Jahr begleiteten. Mein erster Flug mit einem Helikopter, mit dem ich an diesem Tag ins Krankenhaus transportiert wurde, war daher keine erfreuliche Angelegenheit.
Auch als Erwachsener brauche ich immer einen Ausgleich zum Alltag. Ich liebe es, Neues auszuprobieren und an meine Grenzen zu gehen. Es gibt keine Herausforderung, die mir zu
groß erscheint. Wie auch für viele andere ist Extremsport für mich eine gute Möglichkeit, um aus dem Alltag auszubrechen.
10 Jahre nach dem Unfall schlug mir mein Bruder die Idee vor, mich am Klettern zu versuchen. Natürlich begannen meine Erfahrungen, wie für die meisten Kletterneulinge, in der Halle. Mein Bruder war ein guter Lehrer und ich ein gelehriger Schüler, sodass wir auch bald spannende Routen in den großen Felsen und Bergen in den Alpen in Angriff nehmen konnten. Ausgerechnet an einem einfachen Übungsfelsen, passierte mir der nächste Unfall. Ich übersah eine kleine, nasse Stelle im Gestein, verlor den Halt und stürzte aus gut 5 m Höhe ab, bevor ich die erste Sicherung einhängen konnte. Ich landete mit dem Fuß auf einem Stein und zertrümmerte mir das Fersenbein, das anschließend mit drei großen Schrauben fixiert werden musste. Auch die durfte ich wieder ein ganzes Jahr tragen.
Warum ich Extremsport betriebe
Es waren insbesondere das Klettern und das Paragleiten die es mir angetan hatten. Und das nicht ohne Grund. Beim Klettern geht es um absolute Körperkontrolle. Egal, ob man in einer Kletterhalle übt oder sich an die steilsten Felswände der Alpen wagt. Jeder Handgriff, jeder Schritt muss perfekt sitzen. Man hat keine Zeit darüber nachzudenken, warum man gestern im Geschäft eine falsche Entscheidung getroffen hat oder wann der nächste Vertragsabschluss fällig ist. Im Moment des Kletterns zählt nur das Hier und Jetzt.
Beim Klettern gelang es mir immer, vollständig darin versunken zu sein und alles um mich herum zu vergessen.
Und auch beim Paragleiten war es so. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, scheinbar völlig schwerelos über die Landschaft zu gleiten. Auch bei dieser Sportart konnte ich, während sich unter mir die endlosen Bergketten und Täler dahinzogen und ich nur vom Wind getragen wurde, stundenlang alles um mich herum vergessen.
Letztlich fehlten mir aber sowohl beim Paragleiten als auch beim Klettern nach den beiden Unfällen der Biss, wirklich weiterzumachen. Diese extra Portion Mut, an die Grenzen zu gehen. Der eiserne Wille, sich ständig zu verbessern. Obwohl ich es nach den Unfällen versucht habe, ließ mich die Unsicherheit nie aus ihren Fängen. „Ganz oder gar nicht“ ist meine Devise und da „Ganz“ nicht mehr ging, musste es leider „Gar nicht“ sein. So schaue ich heute auf eine schöne Zeit mit vielen großartigen Momenten zurück.
Ich bin froh und stolz darüber, beide Sportarten ausgeübt zu haben, dabei sehr weit gekommen zu sein und eine schöne Zeit erlebt zu haben.